Aus der Geschichte der SGV-Abteilung Allendorf

Forstrat Ernst Ehmsen geb.1833 gest. 1893

Als am 14.August 1890 Forstrat Ernst Ehmsen in den regionalen Tagezeitungen zur „Bildung eines Sauerländischen Touristenvereins“ aufforderte, fiel dieser Aufruf landauf, landab auf fruchtbaren Boden. In zahlreichen Ortschaften wurden alsbald Abteilungen des aus der 1. Generalversammlung am 25. Januar 1891 in Hagen in „Sauerländischen Gebirgsverein“ umbenannten Touristenvereins gebildet. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte sich schon in 44 Orten der SGV mehr oder minder etablieren können. Im Jahr 1891 traten vierzehn Bürger aus Allendorf, Hagen, Stockum und Sundern dem SGV bei.

Es waren dies:
von Stockhausen, Amtmann Allendorf
Schulte, Sekretär Allendorf
Schmidt, Vorsteher Stockum
Vollmer, Pfarrer Allendorf
Suerland, Vikar Stockum
Peters, Kaufmann Allendorf
Honigmann Allendorf
F. Clute-Simon Allendorf
Oberdieck, Postverwalter Allendorf
Schmidt-Richter Allendorf
Auwermann, Hotelbesitzer Sundern
Nolte, Vorsteher Hagen
Biggemann, Gastwirt Hagen
Gremmingloh Allendorf

Angefangen vom Hauptvorstand über die Bezirksvorstände bis hin zu den Abteilungsvorständen – vor allem in den größeren Orten- lesen sich die Vorstandslisten der Anfangsjahre des SGV wie die Aufzählung der regionalen und örtlichen Honoratioren. Der „normale“ Bürger hatte zu der Zeit mit Sicherheit andere Sorgen als die den Touristenverkehr im Sauerland anzukurbeln. So standen auch die ersten Mitglieder der Abteilung Allendorf in ihren Orten in vordersten politischen bzw. gesellschaftlichen Stellungen. Neben den Gemeindevorstehern und der Geistlichkeit als damals meinungsbestimmende örtliche Institutionen, rekrutierte sich der andere Teil der Mitglieder vorwiegend aus Gastwirten, die sich sicherlich wirtschaftliche Vorteile erhofften.

Die ersten Aktivitäten der jungen Abteilung bestand dann auch in der Erfassung und Weitergabe der Gasthöfe und Fuhrunternehmer, die sich der erwarteten Touristenströme annehmen sollten. Damals konnte man durchgängig für 2,-Reichsmark eine Übernachtung mit frühstück, für 2,25 RM ein Mittagessen mit einer halben Flasche Wein und für 1,-RM ein Abendessen bekommen. Die Preise für Fuhrwerke, um z.B. den Bahnanschluss nach Plettenberg oder Neheim sicherzustellen, beliefen sich auf 5,- bis 12,- RM je nach Dauer und Entfernung.

Außer seiner reizvollen Lage und der Tatsache das es Amtssitz war, hatte Allendorf aber offenbar zur damaligen Zeit nicht besonderes zu bieten, um Touristen in größerer Zahl in das schöne Städtchen zwischen Sorpe und Krähe locken zu können. Zumindest ist nicht überliefert, das die Zahlen der Übernachtungen deutlich angestiegen wäre.

Im Oktober 1898 verstarb der aus Bestwig stammende Amtmann und erste Vorsitzende der Abteilung , Carl von Stockhausen. Am 8.Dezember desselben Jahres wird bereits seine Nachfolger Josef Claesens vom Landrat des Kreises Allendorf in sein Amt eingeführt. Der in Adenau in der Eifel geborene und bis dato in Lüdge-Harzberg bei Bad Pyrmont als Amtmann tätige Claesgens übernahm mit der Führung der Amtsgeschäfte auch quasi automatisch die zuletzt nicht so recht von der Stelle kommende SGV-Abteilung Allendorf. Mit Claesgens der sich als Ortsvorsteher offenbar mit sehr viel Elan der Sache des SGV verschrieb, gelang dem Gebirgsverein endlich der Durchbruch bei der Bauern- und Handwerkschaft Allendorfs. Innerhalb eines guten Jahres schnellte die Mitgliederzahl von zuletzt 11 auf 31 im Jahr 1890 hoch!

Die Hauptaufgabe des Vereins lag in der touristischen Erschließung der Umgebung Allendorfs. es wurden Wege über den Denstenberg nach Wildewiese, über den Hengstenberg nach Linschede und über die Platte Bracht nach Plettenberg angelegt, gekennzeichnet und mit Wegweisern versehen. Die Aufstellung von Bänken für die Sommerfrischler war ebenfalls ein wesentliches Anliegen der Abteilung. Vor allem für diesen Zweck und für Wegefarbe wurden fast alljährlich Zuschussanträge beim Hauptverein gestellt und auch fast immer – wenn auch nicht in der gewünschten Höhe- bewilligt.

Bereits im Frühjahr 1896 war das SGV-Verbreitungsgebiet in Bezirke eingeteilt worden. Allendorf und Hagen wurden seltsamerweise als einzige Abteilungen des Amtes Allendorf dem Bezirk Plettenberg, dem späteren Bezirk Unterlenne und nicht wie Sundern dem Bezirk Mittelruhr zugeordnet. Erst in der Generalversammlung 1979 wurde diese geographisch unglückliche Bezirksgrenze revidiert. Seitdem gehört auch Allendorf dem Bezirk Mittelruhr an.

Am 23. Februar 1905 wurde der bisherige Abteilungskassierer Hermann Peters seines Zeichen Rendant bei der örtlichen Sparkasse, zum ersten Vorsitzenden gewählt. Somit übernahm erstmals nach 14 jährigem Bestehen ein Allendorfer die Leitung unserer Abteilung. In den folgenden Jahren werden die erhalten gebliebenen Schriftstücke weniger, die Abteilungsarbeit verliert an Schwung, zumindest sind uns aus diesen Jahren kaum noch Aktivitäten überliefert. 1909 wurde Hubert Clute-Simon zum neuen Vorsitzenden gewählt und hatte dieses Amt bis 1914. Ab diesem Jahr, sicher auch eine Folge des gerade begonnenen 1. Weltkrieges, verfiel die Abteilung in eine Art Dornröschenschlaf und sollte nun 15 Jahre auf den wiederbelebenden Prinz warten müssen.

1930 wurde dann die Abteilung aus ihrem Schlaf geweckt durch den in Ruhestand versetzten Amtsrentmeister Albert Freiburg. Der Anstoß hierzu ging ohl vom SGV-Hauptverein in Iserlohm aus, die über den Dorfvorsteher Erkundigungen über die über in Allendorf bestehende Gasthöfe und Privatpensionen einholte, um sie im Sauerländer Gebirgsboten zu veröffentlichen. Albert Freiburg wurde damit beauftragt, diese Liste zu erstellen und nach Iserlohn weiterzugeben. Im Begleitschreiben zu der gewünschten Aufstellung erwähnte er die bereits vollzogene Gründung eines Verkehrsvereins am 26.01.1930 und weist darauf hin, „daß auch die hiesige Abteilung des SGV in allernächster Zeit wiederum ins ins Leben gerufen und Ihnen darüber in näherer Bericht zugehen wird“. Schon kurz darauf am 8.Februar 1930 nahm die SGV-Abteilung mit 37 Mitgliedern die Arbeit auf. Vorsitzender wurde Albert Freiburg, der das Amt bis zum 21.02.1960 innehatte In den darauffolgenden Jahren gelang es trotz der wirren Zeiten mit „Gleichschaltung und Krieg“, die Mitgliederzahlen zur stattlichen Größenordnung von 63 Mitgliedern im Jahr 1946 zu steigern. Die Aktivitäten des SGV waren in diesen Jahren vorwiegend dem Fremdenverkehr gewidmet, so wurden Ruhebänke und Handweiser aufgestellt, sowie die Wanderwege instandgesetzt. Vieles deutet daraufhin, das Verkehrsverein und SGV ab ca. Mitte der 30iger Jahre eins waren.